#klosterarbeiten von /tp

freitag/samstag, 13./14. Juni 2025: bruder martin vom kloster disentis hat mich eingeladen, ihn mit meinen klosterarbeiten am klostermarkt 2025 in der bahnhofshalle vom hauptbahnhof zürich zu begleiten (vorschau kath.ch). ich habe mich dafür einer technik angenommen, welche ich bisher noch nie benutzt habe, für dieses traditionelle handwerkskunst aber sehr wichtig ist: wachs. 

es ist eine arbeit entstanden, welche es so im (alpin-)barock nicht gegeben hat, in vielerlei hinsichten aber leicht erkennbare zitate formuliert und dabei am roten faden einer früheren arbeit zieht: «so viele rote fäden» (2024). kommst du mich besuchen und erzählst mir, was du siehst, wenn du meine arbeit am beobachten bist? seit jahrhunderten haben frauen aus profanem – resten, abfällen, überflüssigem – sakrales geschaffen.

transformationen. übergänge. passadis.

dieses thema verbindet sich gut mit der sozialarbeiterischen arbeit am sozialen. am transformativen 3‑schritt «Erinnern–Gedenken–Erneuern», welchen wir in zusammenarbeit mit der denkmalpflege graubünden unter #SognValentin weiter ausformulieren. ab anfang august (venderdis, 25. fanadur, 14–16h, porta aviarta #dfdu ag, via cavardiras 10, mustér) wird mein atelier hier in den bergen eine nächste «form der unruhe» gefunden haben. ich bin gespannt, an welchem der vielen roten fäden ich dann weiter ziehen werde...

hier sammle ich einige aspekte meiner arbeit… ohne gross durchdachte struktur. vielleicht schaffe ich es irgendwann auch, auf @klosterarbeiten.ch einige bilder abzulegen. aber das ist aktuell gerade nicht so meine priorität…

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von sogn placi 2011 bis sogn placi 2014 habe ich für das gymansium kloster disentis gearbeitet. gleich im ersten herbst organisierte ich ein frauenfest im wundervollen unterhaus von gion a. caminada, dem haus, was für die mädchen und jungen frauen ihr zuhause ist, während ihrer zeit im internat. so lernte ich letizia berther kennen. sie pflegt diese traditionelle handwerkskunst für das kloster disentis. sie lehrt mich seit dieser zeit verschiedenste techniken der traditionellen klosterarbeiten.

variation nr. 2 | schutzmantelmaria charlotte fülscher kluge (1986)

variation nr. 1 | dissent.is/finiastras (8.12.2024)

kunst (Auswahl)

  • 2025: bündner schätze / stgazis grischuns / tesori grigionesi. hsg. amt für kultur GR, 2025
  • 2010: museum bärengasse, zürich (einladung: annalies walter, kuration: philipp meier)
  • 2010: deutsches historisches museum, berlin (einladung und kuration: bazon brock)
  • 2009: crypta, cabaret voltaire, zürich (einladung und kuration: philipp meier)
  • 2008: royal academy of arts, london (NZZ, 7.11.2008, einladung: swiss cultural fund of britain, kuration: adrian notz)

«so viele rote fäden.» (weihnachten 2024):

serie: maria und der hashtag als (versteckte) zeichen der vermittlung

wanderausstellung – 500 jahre freistaat #GR500 (2024)

nach meiner zeit als professorin für soziale arbeit, war ich teil von einem start up, welches sich in aktionsforschungen im umgang mit daten, information, wissen auf der höhe der zeit befasst hat. es sind dabei zwei bücher entstanden: «die form der unruhe» (2009, 2010, junius verlag hamburg). diese arbeit mit all ihren publikationen, fliesst auch in meine klosterarbeiten ein…

Klosterarbeiten sind religiöse Kunsthandwerke mit einer langen Tradition. Diese Arbeit greift die barocke Tradition auf und zeigt typische Elemente: ein Marienbild, Golddraht, Perlenblümchen, eine Seidenquaste, Ederschlingen, Steinfassung und mehr. Im Bild verbirgt sich ein Hashtag (#) – ein Zeichen digitaler Vernetzung. In diesem Kontext wird er zur Metapher für die soziale Funktion Marias: die Vermittlung.

Lavurs claustralas sun artisauns religiusas cun ina lunga tradiziun. Quista lavur occupa la tradiziun barocca e mussa elements tipics: in purtret da Maria, filid’or en fluors da perlas, ina chuscha da seda, schlondas da crap ed auter. En il maletg as zoppa ün hashtag (#) – ün segns da colliaziun digitala. In quest context daventa el üna metafra per la funcziun sociala de Maria: la mediaziun.

L’arte sacra monastica è un artigianato religioso con una lunga tradizione. Questo lavoro riprende la tradizione barocca e presenta elementi tipici: un’immagine della Madonna, fili d’oro, fiorellini di perle, una nappina di seta, montature in pietra e altro ancora. Nell’immagine si nasconde un hashtag (#), un segno di connessione digitale. In questo contesto, esso diventa una metafora della funzione sociale di Maria: la mediazione.

4. oktober 2022 | heiliger bruno | frage an abt vigeli: «wie wird aus einer (profanen) arbeit eine (sakrale) klosterarbeit?»

serie: MARIA VERMITTLUNG
doku/making of: 1 | 2 | dissent.is/muster | disentis 4/2013

Wenn arbeitende Hände beten (Disentis 4/2013)

Seit 30 Jahren pflegt Letizia Berther für das Kloster und das Museum all das, was unter dem Titel «Klosterarbeiten» zusammengefasst werden könnte. Das beginnt mit der Restauration der Objekte im grossen Lager und der Ausstellung. Geht weiter zu den Fahnen und den Kleidern der verschiedenen Statuen für die Prozessionen. Bis in die Details von Gewändern und Decken, welche genäht, gestickt, geklöppelt sind. Sie beschäftigt sich dabei auch mit den eigentlichen «Klosterarbeiten», jenen winzigen – manchmal sogar unter der Lupe herzustellenden! – Kunstwerken, welche barocke Altäre und Reliquien schmücken oder Heiligendarstellungen einrahmen. Oftmals sind es unscheinbare Mittel – Drähte, Papiere, Perlen, Pailletten, Stoffe, Krill – zur Herstellung überraschender, leichter, und – vielmals – verspielter Kompositionen. Zusammen mit anderen Expertinnen dieser sagenhaften Klosterarbeiten konnte kürzlich die Kleidung von St. Sigisbert und St. Placidus in der Krypta neu gestaltet werden. Eine nächste grössere Arbeit steht am Petrus-Altar in der Klosterkirche an.

Klosterarbeiten? – Wer googelt, der findet!
Seit einigen Monaten führt Letizia Berther die stellvertretende Leitung des Internats, Tina Piazzi, in diese Welt ein. Zusammen mit jungen Frauen in Weiterbildung im Kloster organisiert sie für interessierte Mädchen und junge Frauen des Internats den Einblick. Sogar in realer Stellung im Rahmen der Arbeiten von Philipp Meier als «Landscape Gardener in Residence» (vgl. DISENTIS 1/2012, S. 14) konnte realisiert werden. Während ihrem stundenlangen Werken an diesen filigranen, winzigen Arbeiten entwickeln diese jungen Frauen Ideen für die weite Pflege einer seit Jahrhunderten geübten Tätigkeit. Auf Weihnachten sollen spezielle Eigenentwicklungen an der Klosterpforte erhältlich sein.

Was wir vom Barock lernen können
Aufgabe und Funktion der «Klosterarbeiten» in der mit geistigem Leben gefüllten barocken Klosteranlage ist leicht erzählbar: Der Klang der Glocken durchs weite Tal spricht selbst entfernt lebende Menschen sinnlich an – und zieht diese förmlich – über die tonnenschweren Glocken in den mächtigen Doppeltürmen – in den Kirchenraum hinein. Dort angekommen, wird mit einer doppelten Türe der Übergang «von Natur zu Kultur» inszeniert. Die Berührung mit dem Weihwasser. Die tiefe Verbeugung auf dem weichen, farbigen, unbestechlichen Boden. Der sich anschliessende Blick in eine Flut von Licht, Bildern, Verzierungen und Verschlingungen. Die sichtbaren Probleme eines so riesigen Raumes sind entschwebend. Zugegeben: Auch der Weihrauch tut das Seine dazu. Dennoch: Ohne die «Klosterarbeiten» der stundenlang vor sich hin spielenden Finger dieser vielgelobten begabten Frauen, würde der eben noch vom rauhen Wind verwehte, abgelenkte Mensch nicht augenblicklich in bestialische, sinnliche, geistige Übergänge wechseln können. Das ist ihr Anteil an diesem «Gesamtkunstwerk der besonderen Art».

Ora et labora
Genau darum ging es denn auch den Klosterfrauen mit ihrem Tun: Selbst aus einfachsten, alltäglichsten, vermeintlich wertlosen Materialien, durch sorgfältiges, erfinderisches, geduldiges Arbeiten, etwas weit über seine eigenen Möglichkeiten hinaus Wachsendes ermöglichen. Ein Wunder, wie es sich ergeben kann, nach einem Gebet.

Stefan M. Seydel, Mitglied der Schulleitung Gymnasium Kloster Disentis

black madonna (2014)

publikationen (auswahl)

serie: DAS WORT WURDE STOFF
vom text zur textilie zur sozialen praxis
| inspiriert durch die st. simonisten um 1800 kleidungsstücke, welche grundhaltungen, anliegen und einstellungen in bezug auf das zusammenleben mit anderen menschen reflektieren. (wirtschaftslexikon, gefunden in: peter sloterdijk | walter benjamin) | es wurden einige tests gemacht. jacken und hemden. nach ((( rebell.tv ))) konnte die idee nicht weiter verfolgt werden…

kleidung ist eine/die älteste soziale schnittstelle
– zwischen körper & gemeinschaft
– zwischen innen & aussen
– zwischen person & bedeutung

  • aus textil wird text
  • aus wort wurde stoff

stoff getragen am körper
– getragen, geschnürt, gezeigt
– festlich getragen im öffentlichen raum
– verbundene verbindlichkeit
– verantwortung zum anziehen

die st.-simonisten haben das vorgemacht:
– rückenschnürung als praktizierte abhängigkeit
– uniform ohne herrschaft, aber mit bedeutung
– textilien als semantische flächen

abgesehen davon: weben – weben – nullen und einsen: sadie plant hat diesen frauenpower, cyberpunk, post-humanistischen gedanken sensationell hergeleitet. und meine eltern haben ein leben lang in amriswil für besten weber gearbeitet ;-)

links von welchen ich viel lerne…

aktuelle projekte von #dfdu AG (auswahl)

ca 2011 mit pater theo und letizia berther gesichtete materialien im kulturfundus des klosters disentis, welche 2025 in der neuen Anbetungskapelle verarbeitet worden sind: